Geschichte der Fahner Mühle
Die Bockwindmühle Kleinfahner in Zahlen
Die Höhe der Windmühle von Kleinfahner beträgt 13,50 m. Mit Flügeln sind es stattliche 20 m.
Sie ist 4 m breit und 4,80 m lang
Die Mühle hat zwei Etagen. Dabei konnten in der oberen Etage bis 100 Sack Getreide gelagert werden. In der unteren Etage befindet sich das Mahlwerk. Die Mahlsteine haben einen Durchmesser von 1 m und sind 30 cm dick.
Unter dem Bodenstein sind noch Steine als Stützen angebracht. Der Bock wird durch 4 Ständer gestützt. Der Bock ermöglicht das Drehen der Mühle mit Hilfe eines 10 m langen Sterzes durch ein Pferd oder eine Kuh. Damit konnten die Flügel gegen den Wind gestellt werden.
Entsprechend der Windstärke standen Bretter, Segeltuch und Jalousien zur Anbringung bzw. Verstellung zur Verfügung. Durchschnittlich konnten in der Stunde 10 bis 15 Zentner Getreide gemahlen werden.
(1 Zentner= 50 kg)
Der Sehrotlohn betrug 75 Pfennig. 2% durfte der Müller als Schwund berechnen. Der Windmüller war der einzige Arbeiter, der vor 100 Jahren auch sonntags arbeiten durfte. Er war ja vom Wind abhängig.
Der älteste Windmühlentyp in Europa ist die Bockwindmühle. Sie lässt sich seit dem 12. Jahrhundert in Europa nachweisen. Zunächst in der Region Belgien und Nordfrankreich bekannt, verbreitete sie sich im laufe der Zeit über ganz Nordeuropa bis ins Baltikum, wobei sie vor allem im windreichen Norddeutschland anzutreffen war. Daher bekam sie dort auch den Namen Deutsche Windmühle.
Bei diesem Typ Mühle ist das ganze Gebäude samt seinen teilweise schweren Maschinen drehbar auf einem Bock gelagert. Dieser stützt den senkrecht stehenden, meist rund ausgeführten Mühl- oder Hausbaum, der bis in die Mitte des Mühlengebäudes ragt und auf dessen oberem Ende der quer verlaufende vierkantige Mehlbalken, auch Hammer genannt, drehbar gelagert ist. Die Last wird über den Zapfen und den Sattel unter dem Gebäude auf den Hausbaum abgeleitet. Beide sind in Holz ausgeführt und brauchen ständige Wartung (Schmierung, Stabilitätskontrolle). An dieser drehbaren Konstruktion ist der gesamte ausgesteifte Mühlenkasten aufgehängt.
Zur Unterstützung der Drehung ist unter dem Gebäude an der Rückseite der stabile Steert (plattdeutsch für „Schwanz”. Steuerbalken an der Mühlenkastenrückseite) angebracht, der als Hebel die Drehbewegung unterstützt.
Das Müllerhaus hat je nach Baujahr, Lage und Mühlenbauer einen meist rechteckigen, manchmal eher quadratischen Grundriss. Auch die Höhen der Mühlen sind unterschiedlich ausgeführt, genau wie die Lage der an der Rückseite zugeführten Treppe. Das Dach ist meist als Satteldach ausgeführt.
Das Drehlager ist demnach unter dem Mühlengebäude. Damit muss immer das gesamte Gebäude mit den Maschinen dem Wind nachgeführt werden. Zur Unterstützung wurden hier häufig Pflöcke um die Mühle in den Boden gerammt und die Mühle mittels eines Flaschenzuges, der zwischen den Pfählen und dem Steert eingespannt wurde, herumgezogen.
Da die komplette Mühle aus Holz konstruiert war, konnte sie abgebaut und an einem anderen Ort wieder aufgebaut werden. Das war besonders zu Kriegszeiten wichtig, aber auch wegen des immer größeren Flächenbedarfs der Städte durch den Bevölkerungszuwachs. Viele Windmühlen, die bis dato an einem guten Windplatz standen, wurden wind los, da die Bebauung in der Nähe zunahm und den Mühlen den Wind nahm. Demzufolge wurden viele Mühlen zerlegt und an windgünstigeren Standorten wieder aufgebaut.
Durch die unterschiedliche bauliche Gestaltung des Bocks konnte zusätzlicher Lagerraum gewonnen werden. Außerdem bekamen diese Mühlentypen häufig am Gebäudekasten seitlich angesetzte Taschen, um im Gebäude mehr Platz für Maschinen zu bekommen.
Die Geschichte der Bockwindmühle Kleinfahner
- 1728
Erstmalige Erwähnung der Mühle
“Es ist kein Wasser -Wohl aber Wind – Mühle allda”
Die Mühle war Lehen der Gutsherrschaft von Seebach. - 12.05.1861
Im Flurbereich Kleinfahner eingetragen:,,Kühn, August Mühlenbesitzer.
Sein Sohn Adam Kühne verkaufte die Mühle und übernahm die Mühle in Bienstädt:” - 1871
Neuer Mühlebesitzer: Christian Friedrich Bähringer und dessen Ehefrau (9 Kinder) - 1887
Das Wohnhaus des Mühlenbesitzers und die Wirtschaftsgebäude brannten nieder. Die Mühle selbst wurde verschont. - 22.02.1893
Vernichtung der Mühle durch Feuer. Grund war eine Selbstentzündung von Mehlstaub. Die Mühle war gegen Brandschaden versichert und der Neuaufbau gesichert. - 06.1893
Beginn des Neubaus der Mühle - 1906
Friedericke Bähringer, Witwe des Besitzers, ist Eigentümerin. - 28.05.1909
Otto Bähringer war jetzt der Mühlenbesitzer. Zum Mühlengrundstück gehörten 122,3 ar Hof- und Gebäudefläche, sowie Acker und Obstland. Weiterer Besitz waren 25,3 ar Ackerland in der Honiggrube. Durch die Bodenreform erhielt er noch 73,5 ar Ackerland sowie 50 ar Wald. - 1912
Bei einem Sturm wurden alle vier Flügel abgebrochen. - 1940
Ein starker Sturm brach einen Flügel ab, schleuderte ihn auf das Hausdach und zertrümmerte dieses. - 1943
Letzte Schrotung von Getreide in der Mühle. - 1983
Das im Verfall befindliche Objekt verkauften die Erben der Besitzerin an die LPG. Sicherungs- und Rekonstruktionskonzeption durch den VEB Denkmalspflege Erfurt. - 1984-1986
Vorbereitungen für den Neuaufbau, wie Einschlag, Schnitt, Trocknung des Holzes, Gerüstbau, Abriss des Daches, Neuguss der Fundamente. - 1986
Neuaufbau der Mühle - 10.10.1990
Im Wendejahr stellte der ehemalige Besitzer Herr Beck beim Amt für offene Vermögensfragen den Antrag auf Rückübertragung.
Die Zeit nagte inzwischen an der Mühle. Längst waren Arbeiten vor allem zur Erhaltung des Daches nötig gewesen. - 05.10.2000
Herr Georg Grischke aus Witterda erwarb das Anwesen sowie einige Hektar Weide- und Obstland. In nur neun Monaten Bauzeit wurde die Bockwindmühle restauriert und der
Dreiseitenhof in seiner jetzigen Form erbaut. - 29.04.2002
Am Karfreitag besuchten die ersten Gäste den neuen Gasthof„Fahner Mühle”. - 2017
Herr Torsten Pfeifer aus Mühlhausen in Thüringen erwarb das Landgut mit dem Ziel, die Fahner Mühle wieder als regionales Ausflugsziel zu etablieren. Im Zuge des neuerlichen
Besitzerwechsels wurden umfangreiche Renovierungs- und Sanierungsarbeiten, innen und außen, vorgenommen sowie ein Kinderspielplatz und 5 Ferienzimmer erbaut. Seit März 2018 ist die Fahner Mühle an die Familie Triebs verpachtet, die mit dem Restaurant “La Bodega” spanische und auch regionale Küche für die Gäste anbietet.